Insel-Geschichte

Norderney entstand wie alle ostfriesischen Inseln einst aus
nicht mehr regelmäßig überspülten Sandbänken, die von der
langsam entstehenden, spärlichen Vegetation (Strandhafer, Queller,
Sanddorn, Silbergras, Stranddistel) zusammengehalten wurden.
Gerade die Insel Norderney hat bezüglich ihrer Entstehung jedoch
eine besondere Geschichte, aus der deutlich wird, mit welcher Macht
die
Naturgewalten einst Einfluss auf das heutige Erscheinungsbild der
gesamten Küstenregion ausgeübt haben. So hat die sog. "Zweite
Marcellusflut" von 1362 nach jetzigem Stand der Forschung die
Insel Buise in zwei Teile zerbrochen. Der östliche Teil erhielt
den Namen "Osterende" und wurde stetig größer, während Buise
selbst immer kleiner wurde und nach der Petriflut von 1651 in
der Nordsee verschwand. Osterende wurde 1550 in einem Rechnungsbuch
der Gräfin Anna erstmals unter dem Namen "Nordernye-Oog"
(Nordens neues Auge, später: "Norderney") erwähnt. Zunächst
hatten einige Küstenfischer die Insel als eine Art
Sommerdomizil genutzt, um den Weg in die Fanggründe zu verkürzen.
Später wurde dieser Aufenthalt dann auf das ganze Jahr ausgedehnt.
In einem Kommissionsbericht von 1650 ist daher immerhin schon von
einer Kirche und 18 Häusern die Rede...
Die Einwohner lebten
vornehmlich vom Fang des Angelschellfisches, ab der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts verdienten einige Norderneyer auch in
der Frachtschifffahrt für festländische Handelshäuser ihren
Lebensunterhalt. 1797 wurde Norderney offiziell zum
Seebad ernannt, so dass der Tourismus langsam aber sicher zu
einer bedeutenden Einnahmequelle wurde.
Die
verschiedenen politischen Wirrungen der vergangenen Jahrhunderte
sind natürlich auch an der Insel Norderney nicht spurlos
vorübergegangen. So wurde Norderney 1807 den Niederlanden
zugesprochen, was eine völlige Verarmung zur Folge hatte. 1810
wurde Ostfriesland Teil eines französischen Departements, woraufhin
französische Soldaten nach Norderney entsandt und
Befestigungsanlagen errichtet wurden, um die Durchführung der von
Napoleon verhängten Kontinentalsperre zu sichern und
britische Schmuggelversuche zu verhindern. Von der Napoleonschanze
aus, heute ein Wäldchen auf Norderney, wurden die britischen
Handelsschiffe in Nord- und Südrichtung beschossen.
Nach dem Niedergang
des französischen Reiches durch den Untergang der napoleonischen
Armee im Russland-Feldzug wurde Norderney 1819 "Königlich
Hannoversches Staatsbad". Im Jahre 1822 wohnten auf
Norderney 650 Einwohner in 135 Häusern. Die Zahl der
Gästebetten betrug 343, verteilt auf 264 Fremdenzimmer. Viele der
für Norderney charakteristischen Einrichtungen und Bauten entstanden
in den nächsten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts: 1862 bekam
Norderney sein erstes
Rettungsboot, ein Jahr später wurde unsere Windmühle
errichtet (übrigens die einzige auf den ostfriesischen Inseln!). 1873
war ebenfalls ein bedeutsames (Bau-)jahr, da auf Norderney der
Hafen, der Leuchtturm und die Synagoge errichtet
wurden.
Erhebliche
wirtschaftliche Einbußen erlebte Norderney im Zusammenhang mit den
beiden Weltkriegen. Im Ersten Weltkrieg wurde Norderney zur
Seefestung, im Zweiten Weltkrieg Flugabwehrfestung
und Flughafen für Wasserflugzeuge.
1948
erhielt Norderney dann das Stadtrecht, nachdem es zuvor als
Nordseeheilbad anerkannt worden war. Mit dem Tourismus ging es
seitdem stetig bergauf, so konnten sich die Vermieter im Jahr 1952
über 1,2 Millionen Übernachtungen freuen - bis heute sind es
kontinuierlich mehr geworden.
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